Gesundheit, Kaffee allgemein, Produktion
100% Arabica oder wie war das???
Richtig, 100% Arabica hat sich als vermeintliches Qualitätsmerkmal für Kaffee etabliert.
Leider sagt dies nur in etwa so viel über die Qualität von Kaffee aus, wie folgende Vergleiche.
Bei Käse: 0% Reformkäse
Bei Fleisch: 100% Frischfleisch
Bei Wein: 100% Rotwein
Fangen wir von vorne an:
Es gibt zwei Kaffeesorten, die sich im Welthandel durchgesetzt haben, Arabica und Robusta.
Arabica macht etwa zwei Drittel der Weltkaffeeproduktion aus, Robusta ein Drittel.
Arabica ist die empfindlichere Pflanze. Sie hat einen hohen Anspruch an ihre Umgebung. Temperatur, Sonne, Wasser und Nährstoffe müssen genau passen. Die Robustapflanze ist weniger anspruchsvoll und kann bei allen Faktoren höhere Abweichungen ertragen.
Im Gegenzug ist Arabica feiner im Geschmack, Robusta hat eine bittere Note.
Dennoch, bei Arabica gibt es viele geschmackliche Ausreißer nach unten und bei Robusta nach oben.
Wieso dann also die Bezeichnung „100% Arabica“?
Bis in die 1980er wurde in Deutschland nur Arabica verwendet. Dann begann die weltweite Robusta Produktion deutlich anzusteigen, die Robustapreise fielen, der Preisunterschied zu Arabica wurde immer größer. Gleichzeitig wurde ein Dämpfungsverfahren entwickelt, bei dem Kaffee alle Bitter- und Geschmacksstoffe verliert. Der Kaffee wurde weitestgehend geschmacksneutral.
Die Deutschen Großröstereien begannen schleichend, aber im großen Stil, ihre Kaffeemischungen durch Zuführung von gedämpftem Robusta preislich zu optimieren. Der Konsument hat in seiner Lieblingsmischung durch die zwar stetige, aber immer nur leichte Verschlechterung kaum Unterschiede festgestellt.
Um die Jahrtausendwende wurde diese Qualitätsabstufung immer weiter aufgedeckt und vom Konsumenten wahrgenommen. Der Konsument fühlte sich hinters Licht geführt. Die Röstindustrie musste handeln.
Zu dem Zeitpunkt war der Weltmarktpreis für Arabica am Boden. Schlechtere Arabica Kaffees waren preislich vergleichbar zu Robusta. Die Industrie tauschte nun als den Robusta gegen schlechten, gedämpften Arabica aus. „100% Arabica“ wurde auf die Packungen gedruckt und dem Konsumenten als Qualitätsmerkmal aufgedrängt.
Der Kaffee wurde zwar nicht besser, der Konsument war aber beruhigt.
Robusta richtig eingesetzt
Wir brauchen dieses Arabica Qualitätsgedusel nicht. Unsere Kaffeemischungen unterliegen keinem Preiskampf, wir stellen Kaffee im Premiumsegment her.
Wir verwenden im Espresso und Caffe Crema gezielt Robusta. Schließlich benötigt echter Italienischer Espresso Robusta. Er ist Geschmacks- und Koffeinträger, bringt Vollmundigkeit und macht eine schöne Crema.
Also Arabica und Robusta? Richtig, Arabica im Kaffee, Arabica und Robusta im Espresso!
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